„Gustav - ist dein Taschentuch auch ordentlich gebügelt?“ Gustav steht rasch auf, stellt sich gerade hin und antwortet klar und deutlich: „Jawohl, Herr Lehrer!“ Eine Szene, die man heutzutage in der Schule wohl kaum so erleben wird. Dort nicht, aber im Schulmuseum! Wir haben uns mit den vierten Klassen sozusagen auf eine Zeitreise in die wilhelminische Kaiserzeit begeben. Nun spielen wir im historisch eingerichteten Klassenzimmer eine Schulklasse wie anno dazumal. Die Mädchen binden sich eine Schürze um, die Knaben einen Matrosenkragen - und alle bekommen einen alten Namen zugewiesen. Erna, Rudolf, Herta, Theodor, Getrud und Ottfried: Alle schön aufrecht sitzen, Füße zusammen, die Hände auf den Tisch und den Blick immer nach vorn gerichtet! Und jetzt alle gleichzeitig mit dem Griffel ein „A“ in Kurrentschrift auf die Schiefertafel schreiben!
Vor diesem Rollenspiel haben sich die Schülerinnen und Schüler schon im Museum umgeschaut und im Gespräch Einblicke in die Lebensumstände, Erziehungsziele, Methoden und Lehrmaterialien der damaligen Epoche erhalten. Es macht den Kindern Spaß, sich in die damalige Zeit zu versetzen, doch es zeigt sich auch bald, welche Nachteile der Unterricht hatte: ein militaristischer Stil, der zu gehorsamen Untertanen erziehen sollte, feste Geschlechterrollen und kein Blick auf individuelle Schwierigkeiten und Talente.
Dementsprechend sind wir nach diesem spannenden und aufschlussreichen Ausflug in die Vergangenheit doch froh, wieder zurück in die Schule der Gegenwart zu kommen...
cb